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Artistic Intervention in Commemoration
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Thought on Memorials and Holocaust Education in School 
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Sarm gwa Arm




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Interviewt mit
Anita Rind (ZK/U Residency Coordinator)


Zoom interview on 22. Dec. 2021


Interviewed by

Jeeyoung Lee, Joohee Oh


German Interpreted, translated and transcripted by

Jieun Lee


*This interview took place with the help of a Korean-German interpreter. The interviewer is not identified as the interpreter’s own views are transmitted during the questioning. The recordings in German were then transcribed and translated into Korean before being translated again into English.

Hallo. Kannst du bitte dir erstmal kurz vorstellen, was du studiert hast, oder was du studierst, oder woran du dich interessierst.

Anita
Ich bin 31 Jahre alt und ich wohne seit zwei Jahre in Berlin und arbeite dort und habe vorher in Schweden in Goeteburg mein Master gemacht und zwar in Globusstudies, das ist ein neuer Studiengang. Also das gehoert zu Sozialwissenschaften. Es geht um Globalization, also Globalisierung und die verschiedenen Aspekte, die mit sich kommen, wenn es Globalisierung gibt, also zum Beispiel Auswirkungen auf die Gesellschaft, Auswirkungen auf Arbeitsverhaeltnisse oder Auswirkungen auf die Umwelt, Gender Topic, also so da kann man sich dann spezialisieren, also ich habe mein Master in Globusstudies in Goeteburg gemacht und vorher habe ich in Heidelberg in Deutschland mein Bachelor Studiengang studiert in Ostasienwissenschaften, mit Schwerpunkt auf Sinologie.
          Ich spreche fliessend Mandarinen, Chinesisch, meine Mutter kommt aus Taiwan aus Taipei, ich bin auch in Taipei geboren und wohne aber seit ich zehn Jahre alt bin in Deutschland, mein Vater ist deutsch. Und deswegen interessiere ich mich sehr fuer den so politisch und soziales in Ostasien, also Taiwan, auch China und politische Diskussionen, was in Ostasien stattfindet auch bisschen in Suedkorea, finde ich auch sehr interessant und ich habe mich in meinem Studium sehr auf Gleichberechtigung spezialisiert, also zwischen Mann und Frau Ungleichheit in Taiwan zum Beispiel. Woran bin ich interessiert, so an Gesellschaft, gesellschaftliche Themen, also auch Politik, Veraenderungen, kulturelle Austausch zwischen europaeischen Laendern und anderen Laendern in der Welt.

Arbeitest du jetzt in dieser ZK/U?

Anita
Ja genau, ich arbeite in ZK/U, ich bin die Residenzkoordinatorin. Das heisst, ich betreue eben die Residency, also, ich kuemmere mich, zum Beispiel, Studio Buchung und das Dinner bin ich eigentlich auch dabei, aber habe leider verpasst am Montag, und so die Organisation von der Residency, also das ist mein Job.

Alles klar, ich habe es gehoert, du hast aber auch in der USA studiert oder so?

Anita
Nein, Als ich Kind war, war ich auf der amerikanischen Schule in Guangzhou China. Also von Kindergarten bis ich neun Jahre alt war, war ich auf der amerikanischen Schule, deswegen habe ich gleich Englisch gelernt.

Dann sprichst du schon drei Sprachen.

Anita
Ja, genau. Und dann bin ich quasi mit zehn Jahren, sind wir zurueck nach Deutschland gezogen und da bin ich dann auf das Gymnasium gegangen. Das heisst, ich habe dann hier Abitur gemacht und Bachelor in Deutschland, also, ich bin auch schon lange wieder in Deutschland.

Die Frage ist ueber das Memorial auf dem Stolperstein. Sie sind alle auf dem Boden und man sieht das nicht jeden Tag, aber viele Leute wissen das und das bedeutet, die Stolpersteine haben ja den Namen sozusagen, wer da gewohnt hat und irgendwo getoetet wurde oder so. Das hat die Bedeutung und die Bewohner, die jetzt z.B. in diesem Haus wohnen, davor direkt ist ein Stolperstein und der Bewohner sieht das jeden Tag, wie gesagt, ein Tod vor seinem Haus. Wir interessieren uns wie sie sich da fuehlen. Also vielleicht kann das auch sein. ´Es ist egal´, oder ´Ich treffe jeden Tag eine Erinnerung, dass jemand dieses Schicksal hatte´. Was denkst du danach oder wie kannst du da schaetzen, wie die da Leute sich fuehlen?

Anita
Vielleicht sage ich erstmal, was ich von Stolperstein denke, also wie meine generell Meinung. Ich weiss, dass es diese verschiedenen Meinungen gibt und ich finde es auch richtig quasi zu hoeren, was das juedische Nachfahren denken und ich weiss aber auch, dass es trotzdem viele Befuerworter gibt. Und was ich an Stolpersteinen mag ist, dass ich darueber stolpere, also, ich lebe meinen Alltag, ich gehe meine Freunden abholen, ich warte auf der Strasse, wann kommt sie denn und dann wirklich runter und denke, ´Ah, okay, auch hier wurden Menschen aus ihren Haeusern genommen und deportiert.´ Ich sehe dann einen Namen und in dem Moment, waehrend ich meine sehr schoenen Alltag lebe, werde ich erinnert, dass das hier mal jemand gelebt hat, der genauso vielleicht einen schoenen Alltag wie ich erlebt habe, aber diese Person wurde wegen dem Nationalsozialismus in Deutschland diese Chance geraubt.
           Deswegen, ich persoenlich, ich mag es, weil alle immer wieder daran erinnert werden, dass hier sowas passiert ist und ich verstehe natuerlich auch die Kritik, weil es auf dem Boden ist. Das verstehe ich, trotzdem fuer mich ist das ueberwiegt das Positive. Das ist einfach meine Meinung, wenn ich das sehe, ich finde es gut, dass man darueber stolpert. Also das ist Eingebautes in unseren Alltag.

Das bin ich total einverstanden, ehrlich gesagt, ich habe nur 6 Monaten in Berlin gewohnt, ganz am Anfang in 2010 und da habe ich die Deutschsprache gelernt und da wusste ich ueberhaupt nicht ueber diesen Stolperstein. Und nach 11 Jahren jetzt habe ich vorgestern erstmal kennengelernt ueber die Stolpersteine. Und dann als ich den Namen gehoert habe, ´der Stolperstein´, man stolpert einfach da drauf. Das finde ich ziemlich lustig und gleichzeitig witzig auch und dass sie schon fuer mich sehr gut ausgepraegt sind. Was man dadurch erwartet und der Kuenstler vielleicht gerne moechtet ist, dass die Leute einfach stolpern und gucken und dann kurz denken und dann einfach vorbei laufen. Das finde ich ziemlich gut und ich glaube, deshalb, ich bin auch sehr nachvollziehbar von deiner Meinung.

Anita
Genau. Ihr habt die Frage gestellt, wie die Menschen sich fuehlen, wenn die an einem Haus leben, wo davor die Stolpersteine sind. Okay, ein wichtiger Aspekt ist auch zu wissen, dass viele Nachbarschaften selber organisieren, das vor ihrem Haus ein Stolperstein kommt.

Die wollen gerne eins haben?

Anita
Ja, viele, die den Kuenstler kontaktieren, sind Nachbarschaften. Die sagen, wir haben rausgefunden, hier in diesem Haus haben juedische Menschen gelebt, die weggebracht wurden, wir moechten bitte hier ein Stolperstein haben, damit wir an sie gedenken koennen, oder damit diese Erinnerung bleibt.

Das heisst dann, die Nachbar oder die Bewohner finden irgendwie nicht ueber diesen Tod, ueberhaupt das ist kein Thema fuer sie sozusagen.

Anita
Genau, die Information ist ja der Name, also meistens ist es Geburtshaus von einer juedischen- oder verfolgten Person und sie meistens wurden zu dem und dem  Konzentrationslager gebracht, ermordet usw. Es ist ja auch nicht die Erinnerung daran, dass sie nicht dort gestorben sind. Es ist mehr eine Erinnerung dass sie da gelebt haben. Das finde ich auch irgendwie gut, weil es ist die Erinnerung, dass diese Menschen dort gelebt haben dann deportiert wurden.

Ich finde das interessant, bei den Nachbarn ist es gar kein Thema ueber diesen Tod. Einfach wollen die gerne das haben und fuer die ist es das wichtigste die Erinnerung sozusagen.

Anita
Ja, wuerde ich sagen. Natuerlich ist es schwer zu sagen, weil man ja nicht ueber alle Menschen sprechen kann. Also es gibt bestimmt auch Menschen, die das irgendwie nicht so gut finden oder oder die Menschen, die Nachbarn machen den Stolperstein und dann ziehen sie woanders hin, das kann auch sein. Das kann natuerlich auch sein, aber letztendlich ist es, glaube ich, dass der zweite Weltkrieg und das dort passiert ist, zieht sich ja durch ganz Deutschland. Also es wurden ja in ganz Deutschland Juden von ihren Haeusern Familien und zu Hause weggebracht. Das heisst damit muessen wir auch erinnern und es geht eher um die Erinnerung, dort haben Menschen gelebt, glaube ich, und der Tod ist woanders passiert.
          Es gibt auch Stimmen. Die sagen, Stolpersteine sind nicht den richtige Art und Weise, den richtigen Weg, um Opfern von dem Holocaust zu erinnern. Man muss gedenken, also man muss daran erinnern, aber sie moegen nicht die Art und Weise, wie Stolpersteine also auf dem Boden sind, dass Menschen drauf treten. Aber gleichzeitig gibt es auch Stimmen, die sagen, Stolpersteine sind respektvoll, weil wenn man runter guckt, dann neigt man sich, also, man macht gleich so, wenn man nach unten guckt.

Okay, also das heisst, es gibt die Leute bestimmt, die finden, die Art und Weise wie diese Stolpersteine installiert wurden, ist nicht respektvoll.

Anita
Genau. Zum Beispiel, ich weiss nicht 100%, also guck noch mal recherchiert, in Bayern gibt es keine Stolpersteine, aus dem Grund, dass der grosse Verein von juedischen Nachfahren in Bayern sagt, nein, keine Stolpersteine in Bayern. Ich kann euch spaeter auch ein ganz gutes Video ueber den Stolperstein von ARTE schicken.

Danke. Als du noch im Gymnasium warst, wie wurde der Unterricht zum Holocaust durchgefuehrt?

Anita
Genau, also zum Beispiel was ich sehr gut fand, war es waehrend meiner Schulzeit in Deutschland, dass mein Lehrer ein Treffen organisiert hat, mit unserer Schulklasse mit einem Holocaust ueberlebenden. Er war ganz alt, einer der letzten Holocaust ueberleben und er kam zu uns in die Schule. Und wir durften Fragen stellen. Und es ist ein ganz alter Mann und so viele Holocaust ueberlebende haben das lange gemacht. Die haben Schulen besucht, um die Erinnerung aufrecht zu erhalten und damit auch die Schueler konfrontiert werden, also sie sehen hier ein Mensch, der hat das ueberlebt und das fand ich sehr beeindrucken.

Wie alt warst du damals?

Anita
Ich glaube, ich war erst 15 oder 16.

Okay, das heisst dann, die Schuelern haben dann ihn viele Fragen gestellt oder so ganz konkret wahrscheinlich. Ich vermute mal, zum Beispiel die Frage: Wie wurden sie ermordet oder getoetet, sowas haben sie die Frage gestellt?

Anita
Nein, ich glaube es waren eher so Fragen, wie fuehlst du dich jetzt in Deutschland zu leben nach dieser schweren Zeit und er hat auch einfach viel erzaehlt selber so von seiner Familie, aber man durfte auch Fragen stellen. Eigentlich die Lehrer begleiten das und wir besprechen das ja im Geschichtsunterricht in der Schule.

Das ist ja interessant, weil Jeeyoung hat gerade noch mal weitere Frage gegeben und das wird wahrscheinlich sehr verbunden gerade mit was du gebracht hast. Du bist ja ab 10 Jahren alt in Deutschland in Gymnasium gewesen. Das heisst dann wie du gerade gesagt hast, wie wird das denn, wie wird die Schueler in Gymnasium ueber diese schwere Zeit beigebracht?

Anita
Das passt sehr gut. Das ist auch, was ich als positiv empfinde. Ich glaube, ab dem Alter von 14-15 Jahren ist das Thema in der Schule in dem Geschichtsunterricht, der Zweite Weltkrieg, und das wird sehr sehr lange und fuer viele Jahren behandelt. Nicht nur in Geschichte, sondern auch in z.B. Deutschunterricht, wenn wir dann Buecher ueber den Zweiten Weltkrieg lesen. Und ganz ganz wichtig, fand ich auch dass es ueblich in Deutschland ist, dass wenn die Schueler etwas 15-16 Jahre alt sind, dass eine Reise gemacht wird in eine andere Stadt, mit der ganzen Klasse. Da reisen die meisten nach Berlin, weil Berlin die Hauptstadt ist und Berlin ganz viel Geschichte hat. Mein Klassenlehrer hat das damals meine Mitschueler sehr gut organisiert, also wir waren 15-16, wir waren dann eine Woche in Berlin, wir kamen ja nicht aus Berlin, wir kommen aus Frankfurt, also wir sind alle zusammen nach Berlin gereist und wir haben das juedische Museum besucht, wir haben das Holocaust mal besucht, wir haben das alte Stasi Gefaengnis besucht, das ist wieder eine andere Geschichte in Deutschland, was passiert Ost- und Westberlin ist. Also unser Lehrer hat uns zum all diesen Orten gebracht, damit wir lernen und sehen.

Das ist Interessant, dass wirklich ein wichtiger Teil ist, sozusagen ein Programm in dem Gymnasium ist. Also die Frage ist dann noch, ist das dann eher ueberwiegend zu der Richtung Kritik an Nazizeit oder einfach eher, wir muessen uns bereuen, wir muessen uns daran erinnern oder so.

Anita
Es ist mehr quasi Lernen, was passiert ist, also, wie ist es passiert, warum konnte das alles passieren.

Meist du ganz einfach, wie gesagt, ganz einfach lernen, was zeitlich passiert ist?

Anita
Ja, genau, dann lass mich ueberlegen. Es ist nicht so, wir muessen alle daran erinnern und wir muessen buessen und wir sind schuld. Das ist natuerlich auch eine grosse Frage, die Schuldfrage. Die junge Generation ist ja nicht schuld, aber wir tragen Verantwortung, das ist nicht noch mal passiert.

Okay. Also, das heisst dann, ihr werdet sozusagen nicht beigebracht, dass ihr schuld seid, sondern ihr muesstet das wissen, was damals passiert ist und das sollte niemals wieder passieren.

Anita
Genau, also, warum konnte das politisch passieren, welche Institution und Instanzen in der Politik, warum konnte das geaendert wurden, warum hat jemand so viel Macht, dass er das passieren kann. Eine Partei hat so viel Macht, also um die Schritte zu verstehen, warum das passiert, also zuerst wurde die Hitlers Partei gewaehlt, dann ist das passiert und so weiter. Und natuerlich auch Propaganda, also wie funktioniert Propaganda und was wurde gemacht, also, wir haben auch Filme geguckt, was alles passiert ist, waehrend dieser Zeit. Also ich lerne heute immer noch was im Zweiten Weltkrieg passiert ist, weil es so viel war.

Was habt ihr gelernt, wer ist Schuld daran, sozusagen? Oder darueber nicht gesprochen?

Anita
Doch, darueber wird es schon gesprochen, also man spricht schon darueber, wie wurde politisch argumentiert, das jetzt so vorgegangen wird. Ja, also ja, wer hatte Schuld eigentlich? Jeder der Bescheid wusste und das passieren lassen hat.

Youtube link to the video on Stolperstein produced by ARTE︎︎︎






Mark